Rebecca – Benin
„SCHÖN“, SAGE ICH, wenn man mich fragt, wie mein Praxissemester bei den Don Bosco Schwestern in Cotonou, Benin war. Hinter diesem „schön“ verbirgt sich ein Wirrwarr an Eindrücken, Erfahrungen, Begegnungen und Momenten. Die sechs Monate, die ich im Rahmen meines Studiums der Sozialen Arbeit in dem westafrikanischen Land verbracht habe, haben mir einen Einblick in eine andere Realität erlaubt. Schon bald nach meiner Ankunft war mein erster Arbeitstag. Es war vereinbart worden, dass ich die verschiedenen Bereiche des Projekts kennenlernen soll. Ich war also die ersten zwei Monate bei der offenen Sensibilisierungsarbeit dabei, dann einen Monat in einer der Vorschulen und die restlichen drei Monate bei der Reintegration der Mädchen in ihren Familien.
Dicht gedrängte Tische und Bänke, ein eher düsterer Raum – das waren meine ersten Eindrücke bei der Schulsensibilisierung. Meine beiden Kolleginnen legten auch immer ganz motiviert los, erzählten und erarbeiteten mit den Schülern gemeinsam die Grundrechte der Kinder sowie, nicht zu vergessen, auch ihre Aufgaben. Am Ende einer Einheit erhielten die Schüler noch viele Bilder und den Auftrag, auch ihren Eltern davon zu berichten.
Warum diese Sensibilisierungen so nötig sind, konnte ich im Bereich der Reintegrationen merken. Wir bekommen dort als Institution vom Jugendamt Benin Mädchen zugeteilt, die aus irgendwelchen Gründen auf der Straße aufgegriffen wurden. Die Spannbreite der Geschichten, die man dort hört, reichen von einem Mädchen, das seiner Tante das Handy geklaut hatte und dann, da die Mutter meinte, sie würde es dem Vater erzählen, von daheim fortgelaufen ist, über Kinder, die an der Grenze von Nigeria nach Benin aufgegriffen wurden, da sie wohl als Kinderarbeiter in dem Nachbarland tätig waren, bis hin zu Vergewaltigungsopfern. In unserem Zentrum haben die Kinder und Jugendlichen Zeit, das Geschehene zu verarbeiten, wobei sie von Psychologen und Sozialarbeitern betreut werden. Gleichzeitig versuchen wir, die Familien der Kinder ausfindig zu machen und die Eltern sowie die Kinder auf eine Reintegration vorzubereiten.
Falls es nicht möglich ist, das Kind zurückzuschicken, weil die Eltern nicht kooperationsbereit sind oder keine Einsicht zeigen, können die Mädchen entweder in unser Kinderheim wechseln, oder es wird eine andere Lösung in Form von Pflegefamilien gefunden.
Ich habe während der Arbeit viel gelernt: über Familienstrukturen, Erziehungsmethoden, Lebensrealitäten, aber vor allem, dass Kinder, egal was sie erlebt haben, Liebe brauchen – und das Gefühl, so sein zu dürfen, wie sie sind.