Mariam- Griechenland
Jeden Tag ein neues Abenteuer – Meine Arbeit in Athen
Ich heiße Mariam und verbringe mein Freiwilliges Internationales Jahr als Jesuit Volunteer in Griechenland. Ich arbeite hier im Jesuit Refugee Service, kurz: JRS. Der JRS wurde 1980 nach der Flüchtlingswelle aus Vietnam von einem Jesuit namens Pedro Arrupe gegründet und ist heutzutage auf der ganzen Welt aktiv. Meine Mitvolontärin Patricia arbeitet gerade in Bosnien-Herzegowina auch in einer JRS-Einsatzstelle.
Meine Aufgaben hier als Volontär lassen sich in fünf kleinere Projekte unterteilen: Magazi, Women-Day-Center, Magistories, Viktoria Square und zu guter Letzt das Pedro Arrupe Center. Ich arbeite mit derzeit drei weiteren Volontären zusammen, mit denen ich auch zusammenwohne, sowie mit drei Holy Spirit Sisters und einigen anderen Leuten.
Ich beginne mit unserem sogenannten Magazi. Magazi ist griechisch für Laden und genau das ist es auch. Ein second hand Klamottenladen für Geflüchtete. Hier bekommen sie kostenlos Kleidung aber auch Dinge wie Pampers und Trockenmilch für die Kleinen. Seit Corona arbeiten wir hier mit Terminen, die über WhatsApp vereinbart und ebenfalls von uns Volontären gemanagt werden. Pro Familienmitglied gibt es eine bestimmte Anzahl an Kleidungsstücken, die mitgenommen werden darf und ohne Termin kommt man (außer im äußersten Notfall) auch nicht rein. Da wird dann oft Unverständnis und Frust an uns ausgelassen, was unter den gegebenen Lebensumständen der Menschen, mit denen wir arbeiten auch verständlich ist. Es gibt aber auch viele Dinge, die die Arbeit dort sehr schön und bereichernd machen. Man führt viele gute Gespräche und man kann mit den Kids spielen, was mich immer besonders glücklich macht. Wir stoßen auch auf viel Dankbarkeit, das macht die schwierigen Momente wieder gut. Im Großen und Ganzen kann die Arbeit hier emotional anstrengend sein, macht aber grundsätzlich auch viel Spaß.
Als nächstes ist da das Women-Day-Center, ein Ort für Frauen um: zu sozialisieren, eine Dusche zu nehmen, Wäsche zu waschen und an verschiedenen Workshops teilzunehmen.
Wir Volontäre können uns hier bei den Workshops einbringen. Ich biete seit knapp zwei Monaten einen wöchentlichen Scrunchie Workshop an. Zu meiner Freude ist der sehr beliebt und ich habe jede Woche ungefähr fünf Frauen da. Meist mache ich einfach etwas Musik an und alle nähen entspannt, während sich die Frauen in ihrer Muttersprache Farsi untereinander unterhalten. Es soll ein Ort sein, an dem die Frauen ihre Sorgen einfach mal zurücklassen und sich entspannen können und ich habe das Gefühl, dies mit meinem Workshop erreicht zu haben.
Hin und wieder übernehmen wir auch den Schreibtisch unserer Sozialarbeiterin Katerina und machen Registrationen usw. Man lernt hier viele tolle Frauen kennen und ich bin gespannt, was für weitere Workshops ich im Laufe des Jahres noch anbieten werde!
In Magistories bieten wir allerlei Unterricht an. Altersunabhängig geben wir Deutsch-, Englisch- und Griechisch Unterricht. Das hängt natürlich davon ab welche Volontäre gerade zur Verfügung stehen: gibt es keine deutschen Volos, dann gibt es auch keinen Deutschunterricht. Für Kinder im Besonderen bieten wir außerdem Mathe, Games and Painting an. Derzeit mache ich Mathe für Kinder und Englisch Level 1 für Erwachsene. Lehrerin zu sein ist für mich eine echte Herausforderung. Meine Geduld und Frustrationstoleranz werden regelmäßig auf die Probe gestellt. Es hat eine Weile gebraucht, bis ich verstanden habe, worum es in diesem Projekt wirklich geht. Klar sollen wir unseren Schüler:innen etwas beibringen, aber es geht um so viel mehr. Wir geben den Menschen die zu uns kommen, einen sicheren Raum, eine Routine, Hoffnung. Ich sehe meine Schüler:innen zwei Mal die Woche für jeweils 1 ½ Stunden und habe mit der Zeit einige ihrer Geschichten gehört. Man lernt sich kennen und gewinnt Vertrauen. Als ich das verstanden hatte, wurde die Arbeit hier leichter. Es ist immer noch schwierig, aber wenn mich meine Kids nach 90 Minuten Mathetortur umarmen und glücklich nachhause gehen, ist es das gleich wieder wert.
Als nächstes ein sehr simples, aber wahnsinnig schönes Projekt: der Viktoria Square. Das ist ein kleiner Park ca. 10 min von unserer Community entfernt. In den letzten Jahren hat sich der Viktoria Square zum Hotspot für Geflüchtete, aber leider auch für Drogenabhängige und Kriminelle entwickelt. Zwei bis drei Mal die Woche gehen wir dorthin und spielen mit den Kindern. Wir sind da sehr bekannt und es ist so schön den Kindern und auch den Eltern über die Zeit immer näher zu kommen. Es ist definitiv das Projekt, wo wir den Menschen am nächsten sind. Das kann einen emotional schon mitnehmen. Trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, ist das eins meiner liebsten Projekte hier.
Zum Schluss dann noch das, nach dem Gründer des JRS benannte, Pedro Arrupe Center. Es ist eine Art Hausaufgabenbetreuung für die Kinder, die schon hier zur Schule gehen. Viel gibt’s da für uns nicht zu tun, aber einmal die Woche gehen zwei von uns am Ende des Tages für eine Stunde der Kreativität in das Center. Die Kinder dort sind ganz anders als in den anderen Projekten, viel aufgedrehter und Schulkinder eben. Anstrengend aber gleichzeitig sehr liebenswürdig.
Das ist der JRS Greece, ein bunt gemischtes, abwechslungsreiches Programm. Jeder Tag ist anders und ich sammele hier so viele einzigartige und wertvolle Erfahrungen. Ich bin sehr gespannt, was in den kommenden Monaten noch auf mich zukommt!
Wer mich da näher verfolgen will, kann gerne mal einen Blick auf meinen Blog sowie meinem YouTube Kanal werfen. Beides findet man unter dem Namen myyearingreece.