MaZ Rückkehrer Koordinationsstelle
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Erfahrungsberichte

Louisa in Bulgarien

Ich heiße Louisa und habe als Jesuit Volunteers ein Freiwilliges Internationales Jahr in Sofia / Bulgarien bei der Organisation CONCORDIA absolviert. CONCORDIA kümmert sich in Bulgarien vor allem um Kinder und Jugendliche, die der Volksgruppe der Roma angehören. Sie werden in Bulgarien in besonderem Maße ausgegrenzt und leben unter sehr schlechten hygienischen Bedingungen, meist ohne Wasserversorgung.

Die verschiedenen Projekte von CONCORDIA in Bulgarien befinden sich alle in der Stadt Sofia und deren näherer Umgebung. Dazu gehören das Jugend- und Sozialzentrum „Sveti Konstantin“, das Zentrum für soziale Rehabilitation und Integration „Zaharna Fabrika“, das Sozialzentrum „Orlandovtzi“ sowie eine Kinder- und Jugendwohngruppe. Des Weiteren fördert CONCORDIA Ausbildungen von Jugendlichen und betreibt Streetwork.

Zum einen wurde ich im Jugend- und Sozialzentrum „Sveti Konstantin“ eingesetzt, das aus drei verschiedenen Betreuungsangeboten besteht: eine Notschlafstelle für obdachlose junge Erwachsene, eine betreute Wohngruppe für Teenager und ein Tageszentrum für Kinder und Jugendliche aus den nahegelegenen Roma-Vierteln. Im Tageszentrum bekommen die Kinder und Jugendlichen nach der Schule oder Vorschule ein Mittagessen. Anschließend haben sie die Möglichkeit ihre Zähne zu putzen und eine Dusche zu nehmen. Außerdem bekommen sie Hilfestellungen bei ihren Hausaufgaben sowie dem Üben von Rechnen und Schreiben oder sie können an verschiedenen Freizeitaktivitäten teilnehmen.

Meine zweite Arbeitsstelle war die Kinder- und Jugendwohngruppe in einer kleinen Stadt ganz in der Nähe von Sofia. Dort leben in einem Einfamilienhaus circa zehn Kinder und Jugendliche, die aus verschiedenen Gründen nicht mehr bei ihren Familien leben können. Die Wohngruppe bietet den Kindern und Jugendlichen ein stabiles zu Hause. Durch gemeinsame Mahlzeiten, die Schule und Freizeitaktivitäten haben sie einen geregelten Tagesablauf und werden mit allem Wichtigen für eine behütete Kindheit versorgt.

Im Tageszentrum und in der Kinder- und Jugendwohngruppe war ich für die Freizeitgestaltung der Kinder und Jugendlichen zuständig. Wenn die Kinder nach der Schule oder Vorschule im Tageszentrum ankamen, spielten wir Spiele oder malten und puzzelten. Manchmal bereitete ich Projekte vor, bei denen wir zum Beispiel etwas bastelten wie einen Adventskalender. Und auch für die Wohngruppe überlegte ich mir verschiedene Spiele oder kreative Dinge, die wir am Nachmittag nach der Schule oder am Wochenende gemeinsam tun können. Ziel ist, dass die Kinder nicht die meiste Zeit vor dem Fernseher verbringen und Möglichkeiten haben, sich in verschiedenen Fähigkeiten weiterzuentwickeln.

Die größte Herausforderung war für mich die Kommunikation. Viele der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sprachen Englisch, aber nicht alle. In der Wohngruppe sprach bis auf einen Mitarbeiter niemand Englisch. Und auch während der Arbeit mit den Kindern war es für mich herausfordernd zu kommunizieren, Spielregeln zu erklären oder Konflikte zwischen den Kindern fair zu lösen. Aber mit Herausforderungen wächst man natürlich auch und somit wurde die Kommunikation auf Bulgarisch mit den Kindern sowie den Kolleginnen und Kollegen Stück für Stück besser.

Die Arbeit mit den Kindern war manchmal sehr anstrengend, weil sie sehr laut sind, sich häufig streiten und manchmal sehr unmotiviert sind. Aber gleichzeitig war die Arbeit mit den Kindern die schönste Sache in meinem Freiwilligen Internationalen Jahr. Wenn ich sie für Dinge begeistern konnte und sie an den Aktivitäten interessiert waren, hatten nicht nur sie Spaß, sondern auch ich. Es machte mir viel Spaß den Kindern Dinge beizubringen wie zum Beispiel stricken, backen oder zu zeichnen. Und sie zeigten mir jeden Tag aufs Neue, wie froh sie sind, dass ich Zeit mit ihnen verbringe. Aber Freiwillige sein bedeutet nicht nur in einem Projekt im Ausland zu arbeiten, sondern auch eine neue Kultur kennenzulernen und mit den Menschen vor Ort Zeit zu verbringen. Mir machte es viel Spaß Kirchen und andere kulturelle Orte in Sofia zu besichtigen, durch Bulgarien zu reisen und Zeit mit Bulgarinnen und Bulgaren zu verbringen, die für mich bulgarische Gerichte kochten und die mir von ihren Traditionen erzählten.

In meinem Freiwilligeneinsatz habe ich meine erste slawische Sprache erlernt und wie man kyrillische Schrift liest und schreibt. Außerdem haben mir meine Erfahrungen zu etwas mehr Geduld und Gelassenheit verholfen. In meinem Umfeld zu Hause bin ich es gewohnt sehr strukturiert zu sein. Hier habe ich gelernt, dass nicht alles perfekt und schnell gehen muss und trotzdem etwas Gutes dabei herauskommen kann. Des Weiteren habe ich während der Arbeit mit Kindern aus den Roma-Vierteln einiges über die Lebensweise der Roma erfahren.

 

Über das Land

Flagge von Bulgarien https://de.wikipedia.org/wiki/Bulgarien Lage von Bulgarien https://de.wikipedia.org/wiki/Bulgarien
Land

Bulgarien

Hauptstadt

Sofia

Landesprache(n)

Bulgarisch

Einwohner

7 Mio

Fläche

110.994 km²

Flagge

Die Flagge Bulgariens besteht aus drei gleich großen, horizontalen Streifen: oben weiß, in der Mitte grün und unten rot. Diese Farben stehen für Freiheit und Frieden (weiß), die Fruchtbarkeit und Natur Bulgariens (grün) sowie für das Blut, das beim Kampf für die Freiheit vergossen wurde (rot).

Schon gewusst?

Die Nachnamengebung der Bulgaren ist wirklich interessant. Für ihren Namen verwenden sie den Namen des Großvaters väterlicherseits und für den Nachnamen den Namen des Vaters, der sich durch das Suffix unterscheidet „-ov“ für Männer und „-dies“ für Frauen. Dies kann je nach Generation dazu führen, dass Vor- und Nachname können identisch sind, beispielsweise: Angel Angelov oder Ivan Ivanov.