Judith – Philippinen
Von einer, die auszog, die Welt zu erkunden: So untertitelte ich meinen Blog, den ich während meines Volontariats auf den Philippinen schrieb. Für die nächsten zehn Monate sollte ich auf Palawan, einer Insel im Westen der Philippinen, in einer Schule der Don Bosco Schwestern meinen Einsatz leisten. Die Schule ist sehr ländlich gelegen und eine Anlaufstelle für die Jugend der Umgebung, die dort Zugang zu Bildung erhalten kann, der ihnen sonst nur schwer möglich wäre.
Meine Aufgaben bestanden im Unterrichten der Schüler in Englisch und Mathe sowie in der täglichen Begleitung und Aufsicht im Alltag. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir der Monat Januar, in dem wir viele salesianische Feste feierten, deren Höhepunkt der 31. Januar mit dem Don Bosco Fest war. Dazu war ich gemeinsam mit drei anderen Freiwilligen an der Planung und Durchführung maßgeblich beteiligt. Wir teilten die 45 Schüler in vier Gruppen ein und gaben ihnen Aufgaben, Aktivitäten und Spiele, die sie in Teamarbeit erfüllen mussten. So war in einem Quiz ihr Wissen zu Leben und Werk Laura Vicuñas gefragt, sie mussten sich Tanzchoreografien ausdenken, einstudieren und diese vor Publikum aufführen.
Am Festtag Don Boscos veranstalteten wir einen Schönheitswettbewerb und suchten „Mr. Don Bosco“ und „Miss Laura Vicuña“. Die Gruppen wählten je eine/n männlichen und eine/n weiblichen Vertreter/in, die in mehreren Kategorien gegeneinander antreten mussten. Die Kategorien schlossen Tugendhaftigkeit im alltäglichen Leben, Vorstellung eines Talents sowie eine Fashion-Show mit selbstgemachten Naturkostümen mit ein. Im Zeitraum der Vorbereitung begeisterten und überraschten die Schüler mich immer wieder mit ihrem Engagement, ihrem Elan und ihrer Kreativität, die sie alle unterschiedlich ausleben konnten. Als wir die Aufgaben stellten, hatte ich nicht damit gerechnet, wie umwerfend die Kostüme werden würden, welches Talent in einigen der Schüler steckte und wie manche aus sich herauskommen konnten. Zwar gab es am Ende nur einen Gewinner, aber für mich hatten an dem Abend alle gewonnen, weil alle ihren Beitrag geleistet hatten und ein Gefühl der Gemeinschaft und der Zusammenarbeit erfahren konnten.
Zwar war nicht jeder Tag leicht. Es gab Tage, da langweilte ich mich oder ich fühlte mich überfordert damit, den Schülern mathematische Formeln beizubringen. Besonders ergriffen war ich, wenn die Schüler mich an ihren Schicksalen teilhaben ließen, die mich teils sprachlos machten. Aber ich würde es immer wieder noch mal machen. Ich zog aus, die Welt zu erkunden und fand so viel mehr. Ich fand ein Land, das mich begeisterte, eine Kultur, die mich faszinierte, und Menschen, die mich tief bewegten, berührten und die ein unglaublich wichtiger Teil meines Lebens geworden sind, den ich nicht mehr missen will.