Tobias – Mexiko

TSCHÜSS, ÖSTERREICH und ¡Hola y Bienvenido a Mexico!
hieß es für mich, als ich mich auf den Weg in den Süden Mexikos nach Tuxtla Gutierrez begab, um dort meinen Auslandsdienst in der Albergue Infantil Salesiano zu beginnen. Dort angekommen, erwartete mich sogleich eine wilde und stürmische Begrüßung von 30 Buben und ein herzliches ¡Bienvendio al Albergue Infantil Salesiano! der Don Bosco Schwestern.
Diese Albergue, geleitet von den Don Bosco Schwestern, bot ein Kinderheim und liebevolles Zuhause für Buben im Alter von fünf bis 15 Jahren. Die Kinder gehörten Großteils der indigenen Bevölkerung an und befanden sich in sozialen Risikosituationen, teils aufgrund extremer Armut, physischer und psychischer Gewalt oder Vernachlässigung. Die 30 Buben besuchten am Vormittag Schule oder Kindergarten. Außerhalb der Schulzeiten wurden sie im Heim rund um die Uhr betreut. Dabei bot ihnen die Albergue ein liebevolles Zuhause.
Meine Hauptaufgabe war, kurz gesagt, einfach für „meine“ Buben da zu sein, ihnen – angefangen bei Hausaufgaben bis hin zum Wäschewaschen – einfach zu helfen, sie zu unterstützen und für sie vor allem ein männliches Vorbild zu sein.
Da ich mit den Buben mit leben durfte, erhielt ich auch tiefste Einblicke in ihre Ängste, Wünsche und Träume und ließ sie auch an meinen Ängsten und Träumen teilhaben. Durch diese Offenheit untereinander war es viel einfacher, kulturelle Unterschiede zu überbrücken und dieses spezielle Zusammenleben und Miteinander zu genießen. Ich entwickelte so auch eine ganz besondere Beziehung zu jedem Einzelnen. Je nachdem, was das Kind gerade benötigte, war ich entweder ein Freund, der zuhörte oder Ratschläge gab, ein Erzieher, dem man gehorchen musste, ein Vorbild, dem man nacheiferte, oder ganz einfach eine Schulter zum Ausweinen bei jeglichen Problemen, angefangen von Einsamkeit über Angst bis hin zu Liebeskummer.
Trotz ihrer schwierigen Situation und den Schicksalsschlägen, die die Kinder schon hinter sich hatten, trugen sie eine Lebensfreude im Herzen, die ihresgleichen sucht. Fast immer hatten sie ein Lächeln auf dem Gesicht und versuchten, das Positive, das Glückliche und Schöne in ihrem Leben zu sehen. Sie wussten die glücklichen Momente in ihrem Leben wertzuschätzen und vor allem zu genießen.
Dieses Jahr, die unglaublichen Erlebnisse und Erfahrungen und vor allem dieses intensive und herzliche Zusammenleben mit meinen Buben haben meine Sicht auf die Welt, ja sogar mein jetziges und zukünftiges Leben, so grundlegend und so bereichernd verändert. Als ich meinen Auslandsdienst anfing, hätte ich nie gedacht, dass dieses Jahr einen so starken positiven Einfluss auf mich ausüben würde, doch genau das ist während dieses Auslandsjahres geschehen. Jeder erlebte Moment mit meinen zehn Buben war etwas Kostbares und Wertvolles, ja sogar etwas Einzigartiges, und genau deswegen werden meine zehn Buben für immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben.