MaZ Rückkehrer Koordinationsstelle
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Jennifer Mumbure
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52064 Aachen

Erfahrungsberichte

Anna – Peru

Buenas días!

Seit fast zwei Monaten sind Annika, Franziska und ich in Lima. In dieser Zeit habe ich schon viel gesehen, gelernt und erlebt, weshalb ich gar nicht weiß wo ich anfangen soll zu erzählen…

Insgesamt arbeite ich an vier verschiedenen Stellen der „Asociación Catalina McAuley“. Dies ist eine Vereinigung, die von Australischen Schwestern gegründet und von den MSC-Schwestern weitergeführt wird. Dazu gehören drei Frauenhäuser, eine Kindertagesstätte, ein Gesundheitszentrum und die Tika (eine Art Nähwerkstatt, mit der eine Gruppe von Frauen Geld verdient, in dem sie Handgenähte Dinge verkaufen, wovon auch welche nach Australien exportiert werden). Meine Stellen sind im Gesundheitszentrum, in zwei Frauenhäusern, wo ich Englisch für Kinder und Erwachsene unterrichte und in der Tika. Im Gesundheitszentrum bin ich im „Tópico“ eingesetzt. Dorthin werden die Patienten aufgerufen bevor sie zum Arzt gehen. Eine Arzthelferin und ich messen dann dort den Blutdruck, die Temperatur, das Gewicht und bei Kindern die Größe. Auch wenn Wunden genäht werden müssen, passiert das dort. An den meisten Tagen sind drei Ärzte vor Ort.

 

An den Wochenenden haben wir schon viele Ausflüge unternommen. Wir waren mit Freunden in Miraflores und Callao, Stadtviertel, die am Pazifik liegen, und auf zwei Wanderungen. Eine in San Jeronimo de Surco, wo wir einen Wasserfall gesehen haben und die andere in Lomas de Lachay.

Politisch ist momentan viel los in Peru. Viele Flüchtlinge aus Venezuela sind im letzten Jahr hier angekommen. Dieses Thema wird viel diskutiert, wobei ich leider sagen muss, dass ich die einzelnen Meinungen noch nicht aus den Diskussionen verstanden habe. Was ich erkannt habe ist, dass viele eine schlechte Haltung gegenüber Venezolanern haben und diese mit vielen Vorurteilen kämpfen müssen.

 

In einigen Frauenhäuser arbeiten peruanische Jugendliche. Diese verdienen dort Geld, um sich ein Studium finanzieren zu können. Im Frauenhaus in Cerro Candela, indem ich mich am meisten aufhalte, ebenfalls. Mit dieser Jugendlichen verstehe ich mich sehr gut. Sie ist von montags bis freitags von 8 Uhr bis 18 Uhr im Frauenhaus und arbeitet im Büro. Montags, dienstags, donnerstags und samstags geht sie zur Uni. An den Werktagen putzt sie sich nach der Arbeit noch im Frauenhaus die Zähne und macht sich auf den Weg in die Uni. Da ist sie dann bis um 11 oder 12 Uhr in der Nacht, fährt nach Hause (was ebenfalls 45 Minuten dauern kann – ein Katzensprung) und steht am nächsten Morgen wieder um 8 Uhr im Frauenhaus. Sie studiert International Business. Dem entsprechend hat sie auch Englisch Unterricht, wobei ich, als ich ihr bei ein paar Aufgaben half, Fehler auf dem Arbeitsblatt des Lehrers fand, die in Deutschland kein Siebtklässler mehr macht (her/his verwechseln). Wenn ich mir überlege, was sie für einen Kontrast zu dem durchschnittlichen deutschen Studierenden darstellt, komme ich ins Grübeln. Viel wird für selbstverständlich angenommen. Aber man kann ja auch nicht jeden Morgen aufstehen und sich zu allererst in Erinnerung rufen, wofür man dankbar sein sollte…oder? Ich bin mir sicher viele Menschen hier tuen das.

Mir ist aufgefallen, dass ich eigentlich gar keinen richtigen Kulturschock hatte bislang. Allerdings denke ich jetzt schon oft darüber nach, ob ich wohl einen Kulturschock haben werde, wenn ich nach Deutschland zurückkehre.

Im Gesundheitszentrum komme ich mit vielen Menschen in Kontakt, mit denen ich aber kein richtiges Gespräch führe, daher kenne ich die Hintergründe nicht, und habe auch kein Recht diese zu kennen. Daher kann ich nur ein paar Situationen beschreiben, die mir nahegingen. Eine Patientin kam mit einem verbeulten Gesicht und einigen Narben, weshalb es ihr schwer fiel zu sprechen. Eine andere Patientin kam mit ihrem Säugling. Sie wirkte abwesend, antwortete erst spät oder gar nicht auf Fragen und hat einen unglaublich erschöpften Eindruck auf mich gemacht. Einige junge Mädchen (um die 14 Jahre) sind junge Mütter.

Was mich freute: eine Schule, die eine kleine Demonstration veranstaltet hat (darunter zwei Mädchen aus meinem Englischunterricht). Sie forderten, dass Kinder respektiert und gut behandelt werden. Unterstützt wurden sie von zwei Trompeten und einer Trommel, wodurch viele auf sie aufmerksam wurden:

Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich sehr gerne hier lebe und arbeite. Ich bin bei ein paar Dingen noch dabei mich einzugewöhnen und bei anderen schon voll angekommen. Ich verstehe mich gut mit Annika und Franziska. Es tut gut sich auszutauschen und zu merken, dass die anderen wissen, wie es einem geht.

Anna

Über das Land

Flagge von Peru https://de.wikipedia.org/wiki/Peru Lage von Peru https://de.wikipedia.org/wiki/Peru
Land

Peru

Hauptstadt

Lima

Landesprache(n)

Spanisch, Quechua, Aymara

Einwohner

30,1 Millionen

Fläche

1.285.216 km² ≈ 4 mal Deutschland

Flagge

Rot und weiß sind die Farben, die von José de San Martín, dem Befreier Perus, ausgesucht wurden. Die Farben erinnern auch an die Farben der Inkas, die in großen Teilen von Peru vor der europäischen Kolonialisierung herrschten. Auf dem Wappen sieht man ein Vikunja - das nationale Tier von Peru; das Füllhorn symbolisiert Wohlstand.

Schon gewusst?

In Peru legen Hühner blaue Eier! Die Schwefelkonzentration im Boden in den Anden ist sehr hoch, deshalb kann es vorkommen, dass Hühner blaue Eier legen.